Arzneimittel zur Entwässerung (Diuretikum). Eine Entwässerung ist zum Beispiel nötig beim Bluthochdruck oder bei Erkrankungen, bei denen der Körper vermehrt Wasser einlagert. Betroffene mit Wassereinlagerungen leiden an Schwellungen an den Beinen, Knöcheln oder Füßen. Diese sichtbaren Wassereinlagerungen heißen Ödeme. Sammelt sich Wasser in der Bauchhöhle, nehmen der Bauchumfang und das Körpergewicht zu. Man spricht dann von einem Aszites. Auch in der Lunge kann sich Wasser sammeln (Lungenödem). Betroffene leiden dann unter Atemnot. Piretanid wirkt stark harntreibend und befördert das überschüssige Wasser mit dem Urin aus dem Körper. Die Wasseransammlungen verschwinden und die Beschwerden werden weniger. Weil zugleich die Flüssigkeit in den Blutgefäßen abnimmt, hilft Piretanid auch gegen Bluthochdruck. Bei stark erhöhtem Blutdruck ist Piretanid alleine aber oft nicht ausreichend. Häufig ist eine Kombination mit anderen blutdrucksenkenden Arzneimitteln nötig, beispielsweise mit dem ACE-Hemmer Ramipril.
Piretanid hilft bei:
- Bluthochdruck
- Ödemen und Bauchwassersucht (Aszites) sowie bei Lungenödem infolge einer Herzinsuffizienz oder Erkrankungen von Leber oder Nieren
- bei eingeschränkter Nierenfunktion und drohendem Nierenversagen.
Anwendung
Piretanid ist verschreibungspflichtig und verfügbar als Tabletten zu 3 mg und 6 mg.
Piretanid wird 1–2 × täglich unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen. Die genaue Dosierung legt Ihre Ärzt*in fest. Nehmen Sie die Tabletten am besten morgens und mittags ein. Ansonsten müssen Sie wegen der harntreibenden Wirkung nachts häufig zur Toilette.
Risiken und Nebenwirkungen
Durch die gesteigerte Harnausscheidung verliert der Körper wichtige Blutsalze (Elektrolyte) wie Kalium und Natrium. Bei einer länger dauernden Behandlung mit Piretanid drohen deshalb Störungen im Elektrolythaushalt des Körpers. Vor allem der Kaliummangel kann lebensbedrohlich sein. Anzeichen eines Kaliummangels sind Muskelkrämpfe, Zittern, Schwindel und manchmal Erbrechen. Auch Herzrhythmusstörungen sind möglich. Suchen Sie unbedingt Ihre Ärzt*in auf, wenn Sie öfters ein Herzstolpern bemerken. Sollten Sie Piretanid länger einnehmen, wird Ihre Ärzt*in regelmäßig die Elektrolytwerte im Blut kontrollieren. So kann sie Elektrolytstörungen frühzeitig erkennen und behandeln.
Weitere Nebenwirkungen bei der Einnahme von Piretanid sind:
- starkes Durstgefühl
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Blutdruckschwankungen
- Verdauungsbeschwerden
- Schläfrigkeit
- Gichtanfälle
- juckender Hautauschlag mit Quaddelbildung und Rötung (Nesselsucht). Zeigen sich diese Hauterscheinungen, setzen Sie das Medikament ab und suchen Sie Ihre Ärzt*in auf. Möglicherweise reagieren Sie allergisch auf Piretanid
- Überempfindlichkeit für UV-Strahlen und erhöhtes Hautkrebsrisiko: Im Sommer sollten Sie ungeschützte Hautstellen mit Sonnenschutzmittel eincremen und auf ausgiebige Sonnenbäder verzichten.
Wechselwirkungen
Piretanid verändert die Wirkung zahlreicher anderer Medikamente, sodass diese schwächer oder stärker wirken. Bei Diabetiker*innen ist besondere Vorsicht geboten, da Piretanid die blutzuckersenkende Wirkung von Metformin und Insulin verringert. Dadurch steigt das Risiko für eine Überzuckerung (Hyperglykämie). Um eine Überzuckerung frühzeitig zu erkennen, ist es wichtig, den Blutzuckerspiegel engmaschig zu überwachen.
Als weitere Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind zu erwarten:
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Diclofenac verringern die Wirkung von Piretanid. Sowohl Piretanid als auch NSAR können die Niere schädigen. Gemeinsam eingenommen kann die Nierenfunktion also besonders stark leiden. Im schlimmsten Fall droht ein akutes Nierenversagen.
- In Kombination mit anderen blutdrucksenkenden Arzneimitteln verstärken sich die Wirkungen der Medikamente gegenseitig. Der Blutdruck kann dann besonders stark abfallen.
Sprechen Sie also mit Ihrer Ärzt*in, wenn Sie Begleiterkrankungen haben oder weitere Medikamente einnehmen. So kann sie rechtzeitig mögliche Risiken erkennen und nötigenfalls ein alternatives Medikament verordnen.