Hinken und andere Gangstörungen (beidseitig)

Joe Besure/Shutterstock.com
Ist das Gangbild gestört, stecken oft Erkrankungen des Nervensystems oder der Muskeln dahinter.

Wenn Hinken oder andere Gangstörungen beidseitig auftreten, steckt dahinter meist eine neurologische Erkrankung, Muskelerkrankung oder Nebenwirkung von Medikamenten und Alkohol. Plötzliches Auftreten von Hinken und anderen Gangstörungen ist typisch für einen Schlaganfall, Multiple Sklerose oder ein rasch verlaufendes Guillain-Barré-Syndrom. Bei den anderen Erkrankungen entwickelt sich das Hinken in der Regel über einen Zeitraum von mehreren Wochen bis Jahren. In jedem Fall sollte der Arzt zügig aufgesucht werden.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Torkelnder Gang mit Beinah-Stürzen

Ursachen:

  • Alkoholrausch
  • Überdosierung von Beruhigungsmitteln (Tranquilizer)

Maßnahme:

  • Sofort Kranken zum Hausarzt oder in die nächste Klinik bringen, wenn kein "normaler" Alkoholrausch dahintersteckt

Unsicherer, breitbeiniger Gang mit abrupten Schritten unterschiedlicher Länge; meist hörbarer Auftritt; Taubheitsgefühl an Füßen und meist Unterschenkeln

Ursache:

Schädigung sensibler Nerven, z. B. bei

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Neurologen oder Hausarzt, wenn die Beschwerden neu auftreten oder zunehmen

Unsicherer, breitbeiniger Gang mit kurzen, schlurfenden Schritten; Füße scheinen am Boden zu kleben; Gedächtnis- und Denkstörungen

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Neurologen oder Hausarzt, wenn die Beschwerden neu auftreten oder zunehmen

"Gebundener" Gang mit kurzen, schlurfenden Schritten und vorgebeugtem Oberkörper; Beine steif und in den Knien gebeugt; Arme angewinkelt, schwingen beim Gehen nicht mit

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Neurologen oder Hausarzt, wenn die Beschwerden neu auftreten oder zunehmen

Kreisförmiges Vorwärtsschwingen der Beine mit nach innen weisenden Fußspitzen; Beine steif; Arme angewinkelt, schwingen beim Gehen nicht mit

Ursache:

Spastische Lähmung, z. B. bei

Maßnahme:

  • Am selben Tag zum Neurologen oder Hausarzt, wenn die Beschwerden neu auftreten oder zunehmen

Watschelnder Gang mit beidseitiger Schwäche oder Lähmung von Hüft- und/oder Beinmuskeln; evtl. auch Schwäche oder Lähmung von Schulter-, Arm- und/oder Gesichtsmuskeln; evtl. Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl in den Beinen

Ursache:

Schlaffe Lähmung, z. B. bei

Maßnahme:

  • Am selben Tag zum Neurologen oder Hausarzt, wenn die Beschwerden neu auftreten oder zunehmen

"Steppergang" mit Hängen beider Fußspitzen; übermäßiges Anheben der Knie beim Gehen; hörbarer Auftritt; Taubheitsgefühl auf den Fußrücken

Ursache:

Schädigung der Peroneusnerven (Fußhebers), z. B. bei

Maßnahme:

  • Am selben Tag zum Neurologen oder Hausarzt, wenn die Beschwerden neu auftreten oder zunehmen

Verschiedene, evtl. wechselnde Gangstörungen; z. B. Gehen wie auf Stelzen, Nachschleifen, Zehenspitzengang

Ursachen:

  • Bei Kindern: Zehenspitzengang als harmlose Angewohnheit
  • Psychisch bedingte Gangstörung (dissoziative Störung)

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Kinder- oder Hausarzt, wenn die Gangstörung anhält.

Ihre Apotheke empfiehlt

Da als Ursache praktisch immer ernste Erkrankungen in Betracht kommen, sollten beidseitige Gangstörungen grundsätzlich ärztlich abgeklärt werden.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; Sektion "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Arne Schäffler; Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 15:29 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.