Sprechstörungen

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Wer lallend und langsam spricht wird häufig als alkoholkrank abgestempelt. Doch oft stecken neurologische Erkrankungen hinter den Beschwerden.

Unter der Bezeichnung Sprechstörung (Dysarthrie) versteht man Störungen der Lautbildung, des Satzrhythmus und der Satzmelodie. Treten solche Symptome unvermittelt und ohne Einfluss von Alkohol oder Drogen auf, ist Vorsicht geboten: Dann steckt möglicherweise eine kurzfristige Durchblutungsstörung des Gehirns oder sogar ein Schlaganfall dahinter – insbesondere dann, wenn Lähmungen dazukommen. Auch eine beginnende Migräne oder verschiedene Medikamente verursachen plötzliche Sprechstörungen. Langsam zunehmende Störungen sind dagegen eher Folge entzündlicher oder degenerativer Hirn-, Nerven- oder Muskelerkrankungen. Dabei gibt die Art der Störung oft Hinweise auf ihren Ursprungsort: Verwaschene Sprache lässt z. B. schließen auf Erkrankungen in Großhirn oder Hirnstamm, stockende Sprache auf Probleme im Kleinhirn. Störungen im extrapyramidalen System führen entweder zu einer auffallenden Monotonie der Stimme oder zu unpassenden Nebenlauten wie Schmatzen oder Schnalzen.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Näselnde Sprache; evtl. behinderte Nasenatmung

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Haus- oder HNO-Arzt bei neuem Auftreten der Beschwerden

Stockendes Sprechen mit Dehnungen oder Wiederholungen von Lauten, Silben oder Wörtern; unfreiwillige Sprechpausen; Verstärkung bei Aufregung

Ursachen:

Stottern

  • Im Kleinkindalter: Normale Phase beim Spracherwerb
  • Im späteren Alter: Genetische Veranlagung, emotionale Belastung, z. B. durch falsche Reaktion der Umgebung auf frühkindliches Stottern

Maßnahme:

  • Bei Gelegenheit zum Kinder- bzw. Hausarzt, wenn der Leidensdruck hoch ist

Selbsthilfe:

  • Bei Kleinkindern: Stottern nicht überbewerten, Reizüberflutung ausschalten
  • Bei Erwachsenen: Entspannungsverfahren, Atemtraining

Überhastetes, undeutliches Sprechen; Verschlucken von Silben; Besserung durch Konzentration

Ursache:

Maßnahme:

  • Bei Gelegenheit zum Logopäden, wenn die Störung ausgeprägt ist

Mühsames, kaum verstehbares Sprechen bei ständigen Bewegungen von Lippen und Zunge

Ursache:

  • Senile oromandibuläre Dyskinesie (Unkontrollierbare ständige Lippenbewegungen, Kauen auf der Zunge und unmotivierte Schluckbewegungen; oft als Begleitsymptom einer Demenz, gelegentlich jedoch auch als isolierte Störung)

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Hausarzt

Plötzliches Auftreten von verwaschener, stockender oder verlangsamter Sprache; evtl. halbseitige Lähmungen (auch Gesicht), Taubheitsgefühl und/oder Sehstörungen; manchmal Schwindel, Verwirrung und/oder Benommenheit; oft Kopfschmerzen

Ursachen:

Maßnahme:

  • Notarzt rufen oder in die nächste Klinik, wenn keine bekannte, harmlose Ursache vorliegt

Zunehmend verwaschene Sprache; evtl. Schwäche, Lähmungen oder Taubheitsgefühl in Armen oder Beinen; manchmal Gesichtslähmungen, Schluckstörungen, Sehstörungen

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt oder Neurologen

Zunehmend monotone, nuschelnde, oft heisere Sprache; Steifheit, starres Gesicht; oft Zittern der Hände; kleinschrittiger Gang

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt oder Neurologen

Zunehmend stockende, verlangsamte Sprache; Unsicherheit beim Greifen; breitbeiniger Gang, Fallneigung zur Seite beim Gehen, Stehen und sitzen

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen, bei raschem Fortschreiten am selben Tag zum Hausarzt oder Neurologen

Nebenlaute beim Sprechen, z. B. Schnalzen, Schmatzen, Ausrufe; oft Grimassieren; evtl. ungewollte Bewegungen an Armen und Beinen

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt oder Neurologen

Ihre Apotheke empfiehlt

Da als Ursache praktisch immer ernste Erkrankungen des Gehirns oder der Psyche in Betracht kommen, sollten Sprechstörungen grundsätzlich ärztlich abgeklärt werden.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; Sektion "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Arne Schäffler; Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 11:48 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.