Schmerzlose Auffälligkeiten am Auge

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Starkes Schielen sollte nicht nur bei Kindern behandelt werden.

Die Augen gelten sprichwörtlich als Spiegel der Seele. Doch auch manche körperlichen Erkrankungen sind an den Augen abzulesen – selbst wenn die Veränderungen völlig schmerzlos sind.

So können etwa ungewöhnliche Bewegungen des Augapfels auf neurologische Erkrankungen hinweisen. Ein typisches Beispiel ist das Augenzittern (Nystagmus). Dabei handelt es sich um rhythmische senkrechte, waagrechte oder kreisförmige Bewegungen des Augapfels. Normales Augenzittern, z. B. beim Blick aus dem fahrenden Zug, hilft, die Umwelt stabil wahrzunehmen. Tritt es ohne derartigen Reiz auf, gilt es als krankhaft. Dann unterscheidet die Ärzt*in verschiedene Formen: Der Blickrichtungsnystagmus zeigt sich nur bei bestimmten Blickwendungen, meist als Ausdruck von Hirnerkrankungen, Drogenmissbrauch oder Medikamentennebenwirkungen. Der Spontannystagmus tritt bereits beim Geradeausblicken auf, meist als Ausdruck eines gestörten Gleichgewichtssystems.

Eine weitere schmerzlose Augenveränderung ist das Schielen, eine konstante ein- oder beidseitige Fehlstellung des Augapfels. Gerade bei Kindern sollte das Schielen nicht als Schönheitsfehler abgetan werden. Wird es nicht korrigiert, entwickeln sich oft erhebliche Fehlsichtigkeiten.

Auch farbliche Veränderungen am Augapfel und den umgebenden Schleimhäuten können Krankheitswert haben. Eine gelbliche Verfärbung weist auf eine Gelbsucht (Ikterus) hin, z. B. aufgrund einer Leberzirrhose. In diesem Fall wird nicht mehr genug vom Blutabbauprodukt Bilirubin ausgeschieden. Der gelbliche Stoff lagert sich ab und verfärbt u. a. die Schleimhäute.

Rote verästelte oder fleckenförmige Auffälligkeiten kommen von Einblutungen am Auge (Bindehauteinblutung, Hyposphagma). Sie treten auf, wenn durch eine plötzliche Druckerhöhung Blutgefäße platzen, etwa durch Husten oder nach Presswehen. Auch nach einer Verletzung wie einem Schlag können Blutgefäße reißen. In der Regel heilen die Einblutungen aber folgenlos ab.

Zum Hervortreten des Augapfels (Exophthalmus) kommt es unter anderem durch Platzmangel in der Augenhöhle. Das ist der Fall, wenn Bindegewebe oder Tumoren plötzlich viel Raum beanspruchen. Oft steckt auch eine Erkrankung der Schilddrüse, der Morbus Basedow, dahinter. Auch hier nimmt das Bindegewebe in der Augenhöhle durch eine Entzündung zu und drängt den Augapfel aus seiner Höhle.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Scharf begrenzte, lackartige Rötung an der Bindehaut; meist ohne erkennbare Ursache; evtl. nach Verletzung, Hustenanfällen, Wehen

Ursache:

Maßnahmen:

  • Sofort zur Augenärzt*in nach Verletzung
  • In den nächsten Wochen in die Hausarztpraxis bei wiederholtem Auftreten zur Blutdruckkontrolle

Gelbfärbung der Bindehäute

Ursache:

Gelbsucht (Ikterus), z. B. bei

  • Lebererkrankungen, z. B. akute Virushepatitis (Leberentzündung)
  • Gestörtem Gallenabfluss, z. B. durch Gallensteine
  • Nebenwirkung von zahlreichen Medikamenten, z. B. manchen Antibiotika, Antiepileptika, Neuroleptika, "Pille"
  • Angeborene Stoffwechselstörungen der Leber, wie die Meulengracht-Krankheit (meist angeborene Stoffwechselstörung, die v. a. im Alter von 15–40 Jahren zu schubweiser Gelbfärbung von Bindehäuten und Haut führt, evtl. mit Bauchschmerzen und Hautausschlägen)

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis, wenn die Verfärbung neu bemerkt wird

Schielen; oft Doppelbilder; oft Kopfschiefhaltung, Zukneifen eines Auges

Ursachen:

  • Angeborenes Minimalschielen
  • Asymmetrische Fehlsichtigkeit, z. B. einseitige Weitsichtigkeit
  • Verletzungen und Erkrankungen des Gehirns, z. B. Gehirntumor, Multiple Sklerose
  • Verletzungen und Erkrankungen der Augenmuskeln oder Augenmuskelnerven

Maßnahmen:

  • Mit Säuglingen zur Augenärzt*in, wenn starkes Schielen nach dem 3.–6. Lebensmonat anhält, bei leichtem Schielen nach dem 1. Geburtstag
  • Bei neu aufgetretenem Schielen in den nächsten Tagen zur Augenärzt*in oder in die Hausarztpraxis

Schnelle Augenbewegungen ohne weitere Beschwerden

Ursache:

Nystagmus (Augenzittern) als

  • Normale Reaktion, z. B. beim Blick aus dem fahrenden Zug
  • Angeborene, harmlose Störung
  • Nebenwirkung von Medikamenten, z. B. manchen Antiepileptika, Beruhigungsmitteln (Tranquilizer)
  • Nebeneffekt bei Drogenkonsum, z. B. Ecstasy

Maßnahme:

  • Mit Kindern in den nächsten Tagen zur Augenärzt*in oder in die Hausarztpraxis

Ständige schnelle Augenbewegungen bei Kindern mit Sehstörungen

Ursache:

  • Angeborener Nystagmus (Augenzittern) bei Augenerkrankungen, z. B. Grauer Star (Katarakt)

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Augenärzt*in

Ständige schnelle Augenbewegungen mit neurologischen Beschwerden; oft Bewegungsstörungen wie Zittern, Lähmungen, Bewegungsarmut; evtl. Augenlähmungen

Ursache:

Erworbener Nystagmus (Augenzittern) bei Erkrankungen von Kleinhirn oder Hirnstamm, z. B.

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Augenärzt*in, Neurolog*in oder in die Hausarztpraxis

Ständige schnelle Augenbewegungen mit Schwindel

Ursache:

  • Erworbener Nystagmus (Augenzittern) bei Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans, z. B. gutartigem Lagerungsschwindel

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die HNO- oder Hausarztpraxis

Hervortreten von einem oder beiden Augäpfeln innerhalb von Wochen bis Jahren; meist starkes Tränen; oft Sehstörungen, z. B. Doppelbilder

Ursache:

Chronischer Exophthalmus, z. B. durch

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis oder zur Augenärzt*in

Pulsieren und Hervortreten von einem Augapfel; meist nach einer Kopfverletzung; Auge meist stark gerötet; evtl. Sehstörungen

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben Tag zur Augenärzt*in oder in die Notaufnahme bei akuter Verletzung

Wechselndes Hervortreten von einem oder beiden Augäpfeln; Auftreten bei Änderung der Kopfhaltung, Husten, Niesen und Ähnlichem

Ursache:

  • Krampfadern in der Augenhöhle

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zur Augenärzt*in

Angeborenes Hervortreten von einem oder beiden Augäpfeln

Ursache:

Angeborene Augenkrankheiten, z. B.

  • Grüner Star (Glaukom)
  • Fehlbildungen von Auge, Augenhöhle und Schädel

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Kinder- oder Augenärzt*in

Beidseits weißlicher Ring am äußeren Rand der Iris

Ursache:

  • Arcus lipoides (Greisenbogen), eine Fetteinlagerung, die auf Störung im Fettstoffwechsel hindeuten kann oder harmlos ist

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Haus- oder Augenärzt*in

Ihre Apotheke empfiehlt

Oberkörper hoch.

Einblutungen im Auge verschwinden in der Regel von alleine, weil der Körper die Blutbestandteile einfach wieder aufnimmt. Sie können den Vorgang aber unterstützen, indem sie nachts mit erhöhtem Oberkörper schlafen. Dann sinken die Blutteilchen nach unten ab und werden so leichter resorbiert.

Schielen behandeln.

Mehr als ein Schönheitsfehler: Weil bei einseitig schielenden Kindern das gesunde Auge das Sehen übernimmt, kommt es am schielenden Auge oft zu einer ausgeprägten Fehlsichtigkeit. Auch das Sehen in 3D ist dann oft nicht mehr möglich. Ignorieren Sie das Schielen Ihres Kindes also nicht, sondern klären Sie es frühzeitig bei der Augenärzt*in ab.

Alter beachten.

Der sogenannte Greisenring (Arcus lipoides), also ein weißer Ring um die Iris, entsteht durch Fettablagerungen. Im Alter ist diese Veränderung normal und völlig ungefährlich. Anders sieht es bei Betroffenen unter 50 Jahren aus. Dann kann der Greisenring ein Zeichen für eine Fettstoffwechselstörung sein und sollte besser in der Hausarztpraxis abgeklärt werden.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Redaktionelle Bearbeitung: Sara Steer | zuletzt geändert am um 12:07 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.