Quaddeln, Bläschen und Blasen

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Bläschen um den Mund sind ein typisches Symptom bei Lippenherpes.

Quaddeln, Bläschen und Blasen ohne Fieber sind eine häufige Reaktion der Haut auf Reize, beispielsweise bei Hautkontakt mit Brennnesseln oder nach Insektenstichen. Alle drei Hautphänomene präsentieren sich als rötliche, juckende Hauterhebungen. Verursacht werden sie oft durch den Botenstoff Histamin, der durch Reize aus bestimmten Zellen freigesetzt wird. Das Histamin macht die Blutgefäße im betroffenen Bereich durchlässiger, damit Abwehrzellen aus dem Blut in die Haut gelangen können. Dabei tritt auch Flüssigkeit aus dem Blut in die Haut über, die sich dann in Erhebungen sammelt. Wenig bis keine Flüssigkeit findet sich bei Quaddeln. Bei Bläschen bilden sich flüssigkeitsgefüllte Hohlräume mit einem Durchmesser bis zu einem halben Zentimeter. Ab einer Größe von einem halben Zentimeter spricht man dann von Blasen.

Quaddeln, Bläschen und Blasen sind harmlos, wenn ein Mückenstich oder ein Griff in die Brennnessel dahintersteckt. Ernster zu nehmen ist es, wenn die Haut aufgrund von zu starker Sonneneinstrahlung mit Quaddeln oder in ausgeprägteren Fällen sogar mit Bläschen oder Blasen reagiert. Betroffenen sollte klar sein, dass sie besser ihren Sonnenschutz anpassen, um längerfristig keinen Hautkrebs zu riskieren.

Auch Allergien oder Unverträglichkeiten können sich durch Quaddeln, Bläschen oder Blasen zeigen. Als Ursache kommen die unterschiedlichsten Stoffe infrage, zum Beispiel Pollen, Lebensmittel oder Medikamente wie Penicillin. Weil Allergien sogar lebensbedrohlich sein können, sollte man gemeinsam mit der Ärzt*in den Auslöser suchen und künftig vermeiden.

Manchmal stecken auch Infektionen hinter den Hauterscheinungen. Auslöser sind dann beispielsweise Viren wie beim Lippenherpes. Eine Behandlung ist in der Regel nicht nötig, die Bläschen heilen meist von alleine wieder ab. Unterstützen lässt sich der Prozess mit antiviralen Cremes. Wichtig zu wissen ist nur, dass der Inhalt der Bläschen sehr ansteckend ist. Um seine Mitmenschen vor einer Infektion zu schützen, sollte man beim akuten Herpes also beispielsweise niemanden küssen, Besteck, Gläser oder Flaschen nicht teilen und regelmäßig die Hände waschen.

Nicht ansteckend, aber schwerwiegender sind Autoimmunerkrankungen als Ursache für die Quaddeln, Bläschen oder Blasen, etwa der Pemphigus oder die Neurodermitis. Im Verdachtsfall ist immer eine Abklärung bei der (Fach-)Ärzt*in nötig.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Binnen Minuten auftretende, hellrote, beetartige Erhebungen der Haut mit starkem Juckreiz; Rückbildung in Minuten bis Stunden; evtl. Schwellungen im Gesicht oder an den Genitalien; selten Durchfall, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen und/oder Atemnot

Ursache:

Nesselsucht (Urtikaria), z. B. nach

  • Einnahme von Antibiotika (v. a. Penicillin) oder Aspirin®
  • Verzehr bestimmter Nahrungsmittel
  • Druck auf die Haut
  • starken Temperaturschwankungen

Maßnahmen:

  • Notruf wählen, wenn starke Gesichtsschwellungen, Atemnot oder Kreislaufprobleme auftreten
  • In den nächsten Tagen in die Haus- oder Hautarztpraxis, wenn die Hautveränderungen öfters auftreten oder über Tage bestehen

Selbsthilfe:

  • Kühlende Umschläge auflegen
  • Juckreizstillende Salben auftragen oder Tabletten einnehmen

Stark juckende, gerötete und oft nässende Herde mit Knötchen, Bläschen und Krusten bei kleinen Kindern; vor allem an Gesicht, Kopfhaut, Streckseiten von Armen und Beinen; Kratzspuren, entzündete und offene Stellen

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Kinderärzt*in, wenn die Beschwerden erstmals auftreten

Selbsthilfe:

  • Sorgfältige Hautpflege
  • Lockere Kleidung, z. B. aus Baumwolle, Leinen, Seide
  • Allergene und Auslöser vermeiden

Schnell wachsende und aufplatzende, schmerzhafte Bläschengruppen, v. a. um Mund oder Nase; vorangehend Juckreiz und Spannungsgefühl; wiederkehrende Schübe, z. B. ausgelöst durch fieberhafte Infekte, Sonnenbestrahlung, Monatsblutung, Stress

Ursache:

Maßnahmen:

  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis bei Herpesbläschen in Augennähe, starkem Krankheitsgefühl, Neurodermitis und schweren Grunderkrankungen wie AIDS
  • In den nächsten Tagen, wenn die Bläschen nach 2 Wochen nicht abheilen oder innerhalb von 2 Monaten wiederkehren

Selbsthilfe:

  • Beim ersten Kribbeln Salben mit antiviralen Wirkstoffen oder Zinkpaste auftragen
  • Auf Ansteckungsgefahr achten

Sehr schmerzhafter, gürtelförmig begrenzter Hautausschlag mit gruppierten Bläschen auf gerötetem Grund; streng einseitig; Beginn gelegentlich mit leichtem Fieber und Abgeschlagenheit; meist bei älteren Menschen

Ursache:

Maßnahme:

  • Sofort in die Haus- oder Hautarztpraxis

Selbsthilfe:

  • Kühlende Umschläge auflegen
  • Puder oder Salben mit lokalen Betäubungsmitteln auftragen

Gruppierte Bläschen und Blasen mit intensivem, brennendem Juckreiz; symmetrisch an Gesäß, Schulter, Ellenbogen, Knie; schubweiser Verlauf

Ursache:

  • Dermatitis herpetiformis Duhring (seltene Hauterkrankung; oft tritt sie zusammen mit einer Zöliakie auf)

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Haus- oder Hautarztpraxis

Bläschen mit klarem, später eitrigen Inhalt auf geröteter Haut; vor allem auf Gesicht und/oder Händen, meist bei Kleinkindern; Entwicklung honiggelber Krusten; Juckreiz, Brennen und/oder Spannungsgefühl

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Kinder-, Haus- oder Hautarztpraxis

Selbsthilfe:

  • Betroffene Hautareale mit Wundgaze oder Kompressen mit Calendula-Essenz (1 : 10 verdünnt) abdecken
  • Kleidung, Handtücher und Bettwäsche täglich wechseln
  • Auf Ansteckungsgefahr achten, kein Kontakt zu anderen Kindern

Stark schmerzhafte Rötung und Bläschen nach Sonnenbestrahlung; evtl. Juckreiz

Ursachen:

Maßnahme:

Selbsthilfe:

  • Weitere Sonnenbestrahlung vermeiden
  • Viel trinken
  • Kühlen, z. B. mit nassen Tüchern, Joghurt, kühlenden Lotionen
  • Bei starkem Juckreiz rezeptfreie Salben auftragen
  • Ggf. Schmerzmittel einnehmen

Rote, rosettenförmige Herde mit zentralen Blasen; symmetrisch an Armen und Beinen; evtl. auch an Schleimhäuten

Ursache:

Erythema exsudativum multiforme (EEM), z. B. bei

  • Rückfall eines Lippenherpes (Herpes labialis)
  • bakteriellen Infektionen
  • Einnahme mancher Medikamente (z. B. Antibiotika)

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Haus- oder Hautarztpraxis

Große Blasen auf Haut und/oder Schleimhaut, die platzen und Wunden hinterlassen; evtl. Juckreiz; im mittleren und höheren Lebensalter

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Haus- oder Hautarztpraxis

Leicht verletzbare Blasen an ständig dem Licht ausgesetzten Hautbereichen, z. B. Handrücken

Ursache:

  • Chronisch-hepatische Porphyrie (seltene Stoffwechselerkrankung)

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen in die Haus- oder Hautarztpraxis

Winzige gerötete Linien, später auch Knötchen und Bläschen; an Stellen mit dünner Haut (z. B. zwischen den Fingern, an Handgelenken, innerem Fußrand, Ellenbeuge, Penis); quälender Juckreiz

Ursache:

  • Krätze (Scabies), verursacht durch Krätzmilben

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Haus- oder Hautarztpraxis

Selbsthilfe:

  • Unter- und Bettwäsche täglich wechseln, bei 60 °C waschen oder einige Tage luftdicht verpacken

Ihre Apotheke empfiehlt

Kühlen statt Kratzen.

Quaddeln, Bläschen oder Blasen sind oft mit starkem Juckreiz verbunden. Dann ist der Drang, sich zu kratzen, manchmal kaum zu unterdrücken. Gerade das sollte man aber besser lassen, weil die Verletzung der Haut eine Eintrittspforte für Krankheitserreger wie Bakterien schafft. Um den Juckreiz zumindest kurzzeitig zu unterdrücken, hilft Kälte. In Form von Kühlpacks oder kalten Wickeln betäubt die Kälte kurzzeitig die oberflächlichen Nerven und verschafft so Linderung.

Cremes und Gele.

Bei durch Histamin verursachten, juckenden Quaddeln, Bläschen und Blasen scheint es auf den ersten Blick logisch, Cremes und Gele mit Antihistaminika aufzutragen. Ob die Antihistaminika aber tatsächlich durch die Haut dringen und ihre Wirkung so entfalten können, ist nicht ganz geklärt. Oft ist es eher der kühlende Effekt der Cremes und Gele, der den Juckreiz lindert. Gut helfen Cremes mit niedrig dosiertem Cortison, die es frei verkäuflich in der Apotheke gibt. In beiden Fällen gilt aber: Die Cremes und Gele nicht auftragen, wenn die Haut defekt ist, also eine offene Wunde vorliegt.

Vor der Sonne schützen.

Ein guter Sonnenschutz ist immer wichtig, um Hautkrebs vorzubeugen. Besonders gilt das aber, wenn man bestimmte Medikamente einnimmt. Einige Wirkstoffe machen die Haut nämlich empfindlicher gegenüber der Sonneneinstrahlung. Bekannt ist eine solche photosensibilisierende Wirkung zum Beispiel bei Johanniskraut, einigen Schmerzmitteln und bestimmten Antibiotika. In der Regel macht Ihre Apotheker*in Sie bei der Abgabe des Medikaments auf die Nebenwirkung aufmerksam.

Allergie-Auslöser kennen.

Vorbeugen ist immer besser als behandeln – das gilt auch für Quaddeln, Bläschen und Blasen. Bei einer Allergie ist das Erkennen der Auslöser oft einfach. Meist tritt die Reaktion nämlich unmittelbar ein, also zum Beispiel direkt nach dem Essen eines bestimmten Lebensmittels. Eine Abklärung in der Arztpraxis kann trotzdem sinnvoll sein, weil Kreuzreaktionen häufig sind. Das heißt, dass der Körper auch auf andere, ähnliche Stoffe allergisch reagiert. Zum Beispiel geht eine Apfelallergie oft mit einer Allergie gegen Birkenpollen einher, weil sich die Moleküle der allergenen Bestandteile im Aufbau ähneln.

Trigger vermeiden.

Trigger sind Faktoren, die einen Erkrankungsschub auslösen oder bestehende Symptome verschlechtern. Als Trigger infrage kommen die unterschiedlichsten Faktoren, z. B. bestimmte Stoffe in Hautpflegeprodukten, Schweiß, bestimmte Lebensmittel oder auch Stress. Viele Menschen kennen dieses Phänomen vom Lippenherpes: Einmal infiziert, wird er meist unter den immer gleichen Umständen sichtbar, zum Beispiel bei Stress oder nach starker Sonneneinstrahlung. Seine Trigger gut zu kennen, ist besonders wichtig für Menschen mit Neurodermitis. Das Vermeiden von Triggern ist ein wichtiger Baustein, um die Erkrankung in Schach zu halten.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Redaktionelle Bearbeitung: Sara Steer | zuletzt geändert am um 11:10 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.