Nierenbeckenentzündung, chronische

BearFotos/Shutterstock.com
Mit einem Ultraschallgerät untersucht die Ärzt*in die Nieren auf Schäden.

Andere Wirkstoffe dieser Gruppe

Untersuchungen bei eingeschränkter Nierenfunktion Harnsteine dauerhaft loswerden Beere schützt die Frauenblase Harnblasenspiegelung Nierenschäden bei Kindern Pinkelpause schadet der Blase Trinken ist oberstes Gebot Nierensteine-Risiko im Sommer Bildgebende Verfahren in der Urologie Arznei: Achtung bei Nierenschwäche Mit Botox gegen Reizblase? Inkontinent durch Crossfit-Training? Inkontinenz bei Kindern Nierenschäden durch Schmerzmittel Mit Yoga gegen Blasenschwäche Unerkannter Bluthochdruck Nephrotisches Syndrom Harninkontinenz Nierensteine schonend entfernen Interstitielle Zystitis Ohne Schmerzen Wasserlassen Urodynamik, Blasendruckmessung, Harnstrahlmessung Blasenentzündung im Winter Nebenwirkungen an der Niere Schmerzmittel können Nieren schaden Blasenentzündung in der Badesaison Diuretika – Medikamente zur Entwässerung Nierengesundheit bei Diabetes Dialyse Nierenversagen, chronisches Nierenversagen, akutes Beckenbodentraining: das A und O bei Senkungs- und Inkontinenzbeschwerden Cranberrys bei Harnwegsinfekten Harnröhrenklappen Viel Trinken bei Blasenentzündung Nierenarterienstenose Einlagen, Windeln oder Pants besser? Vesikorenaler Reflux Natürliche Medizin: Harnweginfekt und Blasenentzündung Fresszellen bremsen Gicht aus Vitalstoffcocktail Spargel Wiederholter nächtlicher Harndrang Dialyse zu Hause durchführen? Urämie Harnweginfekt und Blasenentzündung Gesundes Essen für kranke Nieren Husten geht auf die Blase Gesunde und starke Blase Interstitielle Nierenentzündung Antibiotikum bei Blasenentzündung? Eistee fördert Nierensteine Harninkontinenz lindern Hautreizung unter Windeln vermeiden Harnwegsinfekte bei Kindern Nierensteine und Nierenkolik Blasenentzündung vorbeugen IGeL-Check auf Blasenkrebs Harnblasenverletzung und Harnröhrenverletzungen Krank durch Stress im Job Nieren- und Blasenkrebs Blasenentzündung Urindiagnostik Nierenkrebs Harnröhrenentzündung Mittelmeerküche bei Nierenkrankheit? Spaltblase Harnweginfekt und Blasenentzündung Buch-Tipp: Prostata Reizblase: Wenn’s ständig läuft Nierenfehlbildungen und Nierenfehllagen Tipps gegen Blasenentzündung Diabetisches Nierenleiden Tipps gegen den Durst Harnröhrenverengung und Harnröhrenstriktur Die medizinischen Fachgebiete Nephrologie und Urologie Nierenverletzungen Antibiotikum bei Blasenentzündung? Nierenschäden bei Diabetes Nierenbeckenentzündung, akute Chronische Nierenkrankheiten Rheumatische Beschwerden bei Gicht Glomerulonephritis Reizblase Harnwegsinfekt mit Fieber Gezielt gegen Blasenschwäche Aufbau und Funktion von Nieren und Harnwegen Immer wieder Blasenentzündung? Aktiv leben Richtig Trinken bei Diabetes Vergrößerte Prostata Harnblasenkrebs Blasenentzündung sanft behandeln Vom Sportler zum Patienten Inkontinent durch Crossfit-Training? Nierentransplantation Gezielt gegen Blasenschwäche Nephroblastom

Chronische Nierenbeckenentzündung (chronische Pyelonephritis): Wiederkehrende Entzündung von Nierenbecken und Nierenkelchgewebe durch nicht ausgeheilte und wiederkehrende Blasenentzündungen. Typischerweise bestehen Behinderungen des Harnabflusses durch Nierensteine, fehlangelegte Klappen oder Tumoren. Die Krankheit verläuft schubweise, im Schub ähneln die Beschwerden der akuten Nierenbeckenentzündung. Behandelt werden die akuten Schübe mit Antibiotika, für eine Heilung muss zudem die zugrunde liegende Harnabflussstörung beseitigt werden. In 20 % der Fälle, vor allem bei unzureichender Behandlung, erfolgt der Übergang in das chronische Nierenversagen.

  • zwischen zwei Krankheitsschüben kaum Beschwerden, während eines Krankheitsschubs die gleichen Beschwerden wie bei der akuten Nierenbeckenentzündung; also Temperaturerhöhung, schmerzhaftes Wasserlassen, beeinträchtigtes Allgemeinbefinden, Flankenschmerz
  • Gewichtsverlust
  • Kopfschmerzen
  • Dumpfe Rückenschmerzen
  • Abnorme Ermüdbarkeit, Appetitlosigkeit
  • Erhöhter Blutdruck.

Am gleichen Tag bei

  • Fieber und brennenden Schmerzen beim Wasserlassen oder
  • Rückenschmerzen oberhalb der Taille.

In den nächsten Tagen bei

  • Gewichtsverlust, vermehrter Ermüdbarkeit, allgemeinem Krankheitsgefühl.

Ursachen

Ursache für die chronische Nierenbeckenentzündung ist meist eine Abflussbehinderung des Urins. Wenn sich der Urin in den Harnwegen staut, fällt es krankmachenden Bakterien leichter, in Blase und Niere aufzusteigen und sich dort einzunisten. Zu den wichtigsten Harnabflussstörungen zählen Fehlbildungen der ableitenden Harnwege wie z. B. beim vesikorenalen Reflux, aber auch erworbene Hindernisse wie Nierensteine, eine vergrößerte Prostata oder Verengungen der Harnröhre. Weitere Ursachen für Harnabflussstörungen sind Verletzungen der Harnwege durch operative Eingriffe im Becken oder Tumoren, die z. B. auf einen Harnleiter drücken. Ebenso führen Dauerkatheter nicht selten über wiederkehrende Blasenentzündungen zur chronischen Nierenbeckenentzündung.

Während bei einer akuten Nierenbeckenentzündung einmalig Bakterien von der Harnblase über die Harnleiter zu den Nieren aufsteigen, geschieht dies bei der chronischen Nierenbeckenentzündung immer wieder. Dies führt zu Vernarbungen von Nierengewebe infolge ständig ablaufender Entzündungsprozesse. Beschwerden treten erst dann auf, wenn die Bakterienbesiedlung ein bestimmtes Ausmaß überschritten hat.

Verlauf

In der Folge bilden sich häufig Nierenabszesse, Eiteransammlungen also, die sich gegen das gesunde Nierengewebe abkapseln. Patienten mit einem Nierenabszess leiden unter schwerem Krankheitsgefühl mit Fieber, Schüttelfrost und Schmerzen in der Nierengegend. Das Wasserlassen kann schmerzhaft sein und der Urin ist eitrig, manchmal sogar blutig.

Bleibt die Entzündung auf Dauer bestehen, entwickelt sich als schlimmste Folge eine sogenannte pyelonephritische Schrumpfniere mit chronischem Nierenversagen.

Komplikationen

  • Urosepsis (von den Harnwegen ausgehende Blutvergiftung), d. h., dass sich die Bakterien von der Niere aus über die Blutbahnen in den gesamten Körper ausbreiten. Diese schwere Komplikation betrifft etwa 40 % der Patienten mit chronischer Nierenbeckenentzündung.
  • Durch die eingeschränkte Nierenfunktion und eine gestörte Blutdruckregulation im Rahmen des Renin-Angiotensin-Systems entwickelt sich häufig eine renale Hypertonie, also ein durch Nierenschäden verursachter Bluthochdruck.

Zur Diagnose der chronischen Nierenbeckenentzündung werden dieselben Untersuchungen durchgeführt wie bei der akuten Nierenbeckenentzündung.

Links: Ausscheidungsurogramm einer 49-jährigen Frau mit chronischer Nierenbeckenentzündung. Deutlich erkennbar ist die Verformung der Nierenkelche mit narbigen Einziehungen. Rechts: Ausscheidungsurogramm einer Schrumpfniere eines 68-jährigen Patienten. Die Niere hat ein noch stärker ausgeweitetes Nierenkelchsystem mit narbigen Einziehungen, zudem ist die Nierenrinde verschmälert. Wenn nur eine Niere schrumpft, kann die andere gesunde Niere den fast vollständigen Funktionsverlust des Organs übernehmen. Entwickeln sich beidseitig Schrumpfnieren, droht ein chronisches Nierenversagen, was die A:21h01|Dialysepflicht nach sich zieht.
Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Urinuntersuchungen

  • Urin-Stix: Bestimmung von roten und weißen Blutkörperchen, Nitrat, Eiweiß, Glukose
  • Mikroskopische Untersuchung des Urins, z. B. auf Zellen, rote und weiße Blutkörperchen, Epithelzellen
  • Urinkultur aus dem Mittelstrahlurin. Das Ergebnis der Urinkultur mit Bakterienmenge, Bakterienart und Antibiogramm liegt in der Regel nach 24–48 Stunden vor.

Blutuntersuchungen zeigen dem Arzt vor allem, ob eine eingeschränkte Nierenfunktion besteht. Dazu bestimmt er

Außerdem prüft der Arzt die Entzündungsparameter CRP, BSG und Leukozyten im Blut, manchmal legt er auch eine Blutkultur an.

Mit dem Ultraschall untersucht der Arzt die Nieren auf Eiterherde und weitere mögliche Schäden wie z. B. Vernarbungen des Nierengewebes. Besonders wichtig bei einer chronischen Nierenbeckenentzündung ist das Aufspüren etwaiger Abflussstörungen. Hierfür stehen dem Arzt eine ganze Reihe von Verfahren zur Verfügung, z. B.

Differenzialdiagnosen. Starke Schmerzen im Flankenbereich und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl kommen z. B. auch bei der Gallenblasenentzündung, der Bauchspeicheldrüsenentzündung, der Adnexitis und der Blinddarmentzündung vor.

Bei akuten Schüben verordnet der Arzt Antibiotika. Entscheidend für den langfristigen Behandlungserfolg ist die Beseitigung der Abflussbehinderung: Nieren- und Harnleitersteine müssen entfernt und eine Prostatavergrößerung behandelt werden. Lässt sich ein vesikorenaler Reflux nicht chirurgisch beseitigen, verordnen die Ärzte eine antibiotische Langzeittherapie.

Nierenabszesse werden in der Klinik mit Antibiotika-Infusionen behandelt. Ist das nicht erfolgreich, versucht der Arzt den Abszess über eine Drainage zu entleeren oder entfernt in besonders schweren Fällen auch Teile der Niere oder die gesamte Niere.

Bei frühzeitiger Diagnose und Therapie einschließlich der Beseitigung von Risikofaktoren wie Abflussstörungen kann auch eine chronische Nierenbeckenentzündung ausheilen. Wird die Erkrankung nicht behandelt, drohen Schrumpfniere und terminale Niereninsuffizienz.

Auch bei der chronischen Nierenbeckenentzündung ist es wichtig, akute (Neu)-Infektionen der Harnwege zu vermeiden. Zur Vorbeugung kommen die gleichen Maßnahmen in Betracht wie die zur Vermeidung einer Blasenentzündung:

  • Wischen Sie nach dem Toilettengang und bei der äußeren Reinigung des Intimbereichs stets von vorn nach hinten Richtung After − so vermeiden sie eine Verschleppung der Kolibakterien aus der Analregion in die Harnröhre.
  • Halten Sie Unterleib und Füße warm − Auskühlung schwächt das Immunsystem und bereits vorhandene Erreger vermehren sich schneller.
  • Bevorzugen Sie Wäsche aus luftdurchlässiger Baumwolle, die Schweiß und Feuchtigkeit ableitet. Synthetikstoffe und zu enge Kleidung fördern die Bildung eines feuchten Milieus, in dem sich Bakterien rasch vermehren.
  • Verwenden Sie Tampons statt Binden und Slipeinlagen, denn letztere schaffen ebenfalls ein feuchtes Milieu, wenn sie nicht mehr trocken sind (wechseln Sie sie gegebenenfalls öfters).
  • Lassen Sie so viel Luft wie möglich an Ihr äußeres Genital, z. B., indem Sie nachts ohne Unterhose und im Nachthemd schlafen.
  • Wechseln Sie beim Baden im Sommer Ihre nasse Badekleidung sofort nach dem Schwimmen, wenn Sie sich noch sonnen wollen.
  • Manchmal begünstigt Sexualkontakt das Einwandern körpereigener Bakterien in die Blase. Nur selten handelt es sich um eine direkte Ansteckung. Deshalb empfiehlt es sich, nach dem Sex Wasser zu lassen − das schwemmt angeschleppte Bakterien wieder aus, bevor sie sich vermehren können. Die Genitalregion sollte am besten in einem Bidet gewaschen werden.
  • Spermizide Gels und mechanische Verhütungsmittel wie Portiokappe oder Diaphragma fördern Blasenentzündungen, indem sie neben den Spermien auch die schützenden vaginalen Laktobazillen abtöten − wenn Sie diesen Verdacht haben, probieren Sie andere Verhütungsmethoden.
  • Falls Sie bisher Intimsprays verwendet haben: in den Müll damit! Benutzen Sie für die tägliche Reinigung des äußeren Intimbereichs am besten nur Wasser: Wenn Sie milde ph-neutrale Waschlotion bevorzugen, verwenden Sie diese lediglich in geringen Mengen.
  • Helfen alle diese Maßnahmen nicht, ist eine dauerhafte Vorbeugung mit einem Antibiotikum das einzige effektive Mittel, um Nierenschäden und ständige Erkrankungen des Harntrakts zu vermeiden.
  • Prof. Dr. Johannes Mann: Nierenerkrankungen - Was Ihre Nieren schützt und stärkt, Trias Verlag 2014. Verständlich geschriebene Informationen zu Nierenerkrankungen mit vielen Tipps, die Niere zu schützen.

Autor*innen

Dr. André Lauber, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung Dr. med. Sonja Kempinski | zuletzt geändert am um 21:08 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.